Wenn wir den gesamten Lebenszyklus einer Pflanze wahrnehmen und unsere lokale Umwelt erkunden, können wir uns tiefer mit der Natur verbinden und Schönheit in allem entdecken, was wächst und sich verändert, sagt Maria Berg, Blumendesignerin und Chefstylistin bei Rosendal's Garden in Stockholm.
Ähnlich wie das Slow-Food-Konzept ist auch „Slow Flowers“ eine Philosophie, die den einzigartigen Charakter der Botanik in jeder Saison und an jedem Ort ehrt, nachhaltige Landwirtschaft und den bewussten Einkauf ethisch angebauter Blumen fördert. Offiziell im Jahr 2014 in den USA entstanden, ist die Slowflower-Bewegung eine Reaktion auf die ökologischen Kosten der weltweiten Schnittblumenindustrie. Die Bewegung fordert uns auf, den lokal wachsenden Pflanzen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Wenn wir mit offenen Augen durch unsere natürliche Umgebung gehen, finden wir in unserer alltäglichen Umgebung großartige Schönheit, die über frische Blumen hinausgeht: eine Vielzahl von Blättern, Zweigen und Ästen, getrocknete Samenhülsen, Gräser und Kräuter, die in allen vier Jahreszeiten für Dekorationen verwendet werden können.
„Die Natur verändert sich ständig, manchmal nur wenig von einem Tag zum anderen. Man kann unmöglich davon gelangweilt sein“, sagt die Floristin und Dekorateurin Maria Berg bei Rosendal's Garden, einem biodynamischen Gartenmarkt mitten in Stockholm und schon seit den 1980er-Jahren Verfechter der Slowflower-Philosophie.
„Ein wichtiger Teil unserer Aufgabe besteht darin, Menschen aufzufordern, die Landwirtschaft aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die wechselnden Jahreszeiten sind die Grundlage all unseres Tuns. Ich möchte, dass die Menschen ihre Augen öffnen und sehen, was sie in ihrem alltäglichen Leben umgibt. Sie sollen versuchen, die Schönheit in allem zu sehen – selbst in Dingen, die verblüht und vertrocknet sind. Ich wünsche mir auch, dass Menschen Pflanzen in einer längeren und vollkommeneren Perspektive betrachten, weil sie alle mehrere Jahreszeiten durchleben, die geschätzt und in dekorativen Arrangements verwendet werden können. Es kommt nur darauf an, wie du eine Pflanze interpretierst und sie mit anderen Formen und Farben kombinierst.
Du kannst jede beliebige Blume oder Pflanze kaufen und sie sich nach Hause schicken lassen, aber damit wird sie aus ihrem Umfeld gerissen. In meinen eigenen Arrangements verwende ich so viel wie möglich aus unserem eigenen Garten und kombiniere das mit Dingen, die ich im Wald finde, zum Beispiel abgeschnittene Äste oder andere Abfallmaterialien. Für mich ist wichtig, etwas Schönes aus Dingen zu erschaffen, die ansonsten weggeworfen würden. Und das ist natürlich auch ein nachhaltigeres Konzept für lebendige Pflanzen – wir konzentrieren uns nicht nur auf kurzlebige Pflanzen und geben alles andere in den Abfall, sondern wir versuchen, den gesamten Prozess und ihren Lebenszyklus zu verstehen und die unterschiedlichen Jahreszeiten wirklich zu schätzen. Dadurch schaffen wir Mehrwert und das ist eine Quelle der Freude.
Ein Holunderbaum hat im Frühling hübsche weiße Blüten und im Herbst dunkle Beeren – und doch ist es derselbe Baum. Rosenbüsche haben im Sommer farbenfrohe und himmlisch duftende Blüten und einige Monate später schöne Hagebutten. Einige Pflanzen, wie Mohnblumen, sind vielleicht mit ihren Samenhülsen schöner anzuschauen als während ihrer Blütezeit.
Ich möchte Menschen wirklich ermutigen, Dinge aus der Natur mit nach Hause zu nehmen und in eine Vase zu stellen. Du musst für eine hübsche Dekoration nicht viel Geld ausgeben. Es gibt so viele Dinge, die du kostenlos im Wald oder neben der Straße aufheben kannst. Und nebenbei vermeidest du toxische Chemikalien, mit denen die meisten Schnittblumen besprüht werden.
Wenn du danach Ausschau hälst, wirst du bei jedem Spaziergang etwas finden – in jedem Land, zu jeder Jahreszeit. Gras und Schilf können wunderschön sein und auch sie verändern sich stark mit den Jahreszeiten. Eine einzelne Blume oder Stroh können in einer Vase wirklich schön aussehen und ihre Entwicklung lässt sich aus der Nähe verfolgen. Halte Ausschau nach den einfachen Dingen.“