Wie heißt es doch: Der Sommer endet, wenn der September naht und eine neue Jahreszeit beginnt. Trotz des bekannten Blues nach dem Urlaub ist dieser Augenblick mit der Rückkehr von erfreulichen Annehmlichkeiten gefüllt: die altbekannte Routine, das Geräusch der Kaffeemaschine, der Funke wiederbelebter Kreativität und natürlich der starke Einfluss vertrauter Bürokleidung.
Eine versierte Persönlichkeit in diesem Bereich ist die in London lebende Jo Ellison, die berühmte Moderedakteurin des HTSI-Magazins der Financial Times und Kennerin von Mode, Kultur und Lifestyle. Bei der Prüfung der Business-Garderobe für Herbst/Winter 2022 haben wir Ellison gebeten, unsere Kollektion als Gastredakteurin zu betreuen und uns auf eine persönliche Reise durch die moderne Bürobekleidung mitzunehmen. Das Ergebnis ist, wie nicht anders zu erwarten, eine mit Weisheiten erfüllte Schilderung der modernen Codes für Business-Bekleidung.
„Ich habe immer schon Magazine und Tageszeitungen geliebt und war von der Idee der Medien als Diskussionsforum angetan. Ich wollte für sie arbeiten, weil es mir aufregend und anders und herausfordernd erschien. Und ich mag es, Geschichten zu erzählen und zu lesen. Also brauchte es nicht viel Werbung, um mich davon zu überzeugen, dass diese Arbeit aufregend ist.“
„Üblicherweise beginnt jeder Tag schon am Abend davor. Ich schaue in meinen Kalender, um mir meine Planung anzusehen – ob ich zum Sport gehe, wie viele Besprechungen anstehen. Oftmals habe ich ein Treffen außerhalb des Büros, zum Beispiel zum Mittagessen. Aber häufig – und ich denke, so geht es vielen Menschen, die in der Großstadt leben – muss ich eine Abendveranstaltung besuchen, für die ein ziemlich formelles und möglichst dezentes Outfit nötig ist. Ich gehöre nun mal nicht zu den Menschen, die sich gerne mehrmals am Tag umziehen oder eine ganze Tasche mit Wechselkleidung mit sich tragen. Also brauche ich etwas, das ich schon morgens tragen kann – und mein Tag kann um 6:45 Uhr beginnen und tatsächlich um 21:00 Uhr oder auch erst um 23:00 Uhr enden. Das ist schon eine Herausforderung!“
„Bei dem Gedanken an Business-Kleidung widerstrebte mir immer schon die Vorstellung, sie müsste ein Herren-Outfit nachäffen. Ich glaube nicht, dass Frauen eine merkwürdige Version von Herrenbekleidung tragen sollten, aber was ich aus 10 000 Jahren Berufsleben gelernt habe, ist, dass Herrengarderobe tatsächlich gut funktioniert, weil sie gute Arbeit leistet. Männer gehen zu einem Geschäftsessen und tragen denselben Anzug, den sie schon am Morgen angezogen haben. Ein guter Schnitt kann dich durch den ganzen Tag bringen. Und ich denke, deshalb ist er so verlockend und bleibt beständig und stark. Und es überrascht mich gar nicht, dass Frauen, berufstätige Frauen, zu Maßkonfektion neigen, denn sie wissen, dass sie langfristig funktioniert.“
„Es gibt definitiv Dinge, in denen ich mich wohler fühle als in anderen, und ich glaube, das sind Teile und Modelle, die du mit der Zeit herausfindest. Für mich ist das wahrscheinlich eine Oversized-Passform mit eher maskulinem Schnitt. Ich habe immer schon diese Frauen in der Geschichte bewundert, die einen praktischen Sinn für Design und wirklich einfache Ästhetik hatten. Als ich älter wurde, wurde ich wahrscheinlich ähnlich rigoroser mit meiner eigenen Garderobe. Ich möchte einfach, dass Dinge funktionieren.“
„Maßgebliche Kleidungsstücke müssen für mich sehr einfach sein. Rundhalsausschnitt, langärmelige Oberteile, besonders im Herbst. Ich mag gut geschnittene, relativ weite Hosen, idealerweise in neutralen Farben. Ich mag Blusen, eine gute Bluse oder ein Hemd, also etwas wirklich beständiges, wobei ich auch ehrlich sagen muss, dass ich sie im Winter weniger trage, weil sie mir einfach nicht warm genug sind. Und dazu benötigst du einen ausgezeichneten Blazer. Du weißt, was ich meine. Wenn du einen guten Blazer anziehst, dann gibt dir das ein gewisses Gefühl. Mir gefällt die Idee, dass ein Kleidungsstück den Tag über keine besondere Aufmerksamkeit braucht, denn es soll sich um dich kümmern.