Gleichgewicht Wenn wir Bewegung und Bewusstsein integrieren und sportliche Aktivitäten mit einer sanfteren und spirituelleren Perspektive erfüllen, haben wir die nötigen Tools, um auf unsere wechselnden Bedürfnisse zu hören, und wir können lernen, in ein Leben voller Harmonie, Verbundenheit und nachhaltigem Wohlergehen zu wachsen, sagt der in Los Angeles lebende Creative Director und ganzheitliche Lebensberater Ryan Willms.
Nach seinem Umzug nach New York, wo er eine neue Karriere als Art Director für die Streetwear-Marke Stüssy verfolgte, wuchs in dem gebürtigen Kanadier Ryan Willms der Entschluss, seine Jobs aufzugeben und die Herausgabe seines einflussreichen Herrenmode-Magazins Inventory einzustellen. Als Neuankömmling in der geschäftigsten und aufregendsten Stadt der Welt stellte er fest, dass er seine Freunde nicht mehr sehen wollte und sich in seinem Apartment isolierte.
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„Ich bemerkte, dass ich mich an einem gar nicht so guten Ort befand“, erklärt Willms. „Mein Körper hatte mir zu verstehen gegeben, dass ich entschleunigen musste, aber ich war zu dieser Zeit nicht achtsam genug, um ihm zuzuhören. Ich dachte, die Antwort lag darin, noch härter zu arbeiten und mehr zu tun. Mehr arbeiten, mehr rennen. Letztendlich kam ich an den Punkt, an dem ich mich wirklich niedergeschlagen fühlte und feststellte, dass, wenn ich mir jetzt keine Auszeit von dieser Intensität nehme, ich niemals mehr heilen könnte.“
Nach einer Phase der Ruhe, Erholung und Wiederverbindung „mit der Natur und einem naturnaheren Lebenswandel“ auf dem Land in Kanada zog Willms wieder nach Los Angeles und begann, die Schnittmenge zwischen Gesundheit, Fitness und spirituellem Wachstum zu erkunden – eine Reise, an der er uns in seinem Podcast „Into the Well and the Mindful Endurance Program“ seit 2109 teilhaben lässt.
„Meditation ist das Allererste, das ich einem Menschen empfehle, der sich besser fühlen möchte. Für mich ist sie für ein Leben in Wohlbefinden grundlegend. Die Beziehung zur Meditation ist heikel und raffiniert und entwickelt sich, aber ich glaube wirklich daran, dass sie eine der mächtigsten und magischsten Wege ist, zu lernen und zu wachsen. Am Anfang reichen fünf Minuten am Tag. Es geht hier mehr um Konsequenz als darum, 40 Minuten am Stück zu meditieren und dann die ganze Woche nicht mehr.
Wenn wir erwachsen werden, verschmelzen wir mit unseren Erfahrungen und unserer Identität. Wer wir zu sein glauben, ist vollständig eingebunden in das, was wir tun. Wenn jemand meine Arbeit kritisiert, dann ist es so, als würde er mich als Person kritisieren, und wenn jemand sich von mir trennt, dann schäme ich mich, weil ich nicht gut genug war.
Man muss lernen zu trennen und zu erkennen: „Ich bin nicht mein Körper“. „Ich bin nicht meine Arbeit.“ „Ich bin nicht meine Beziehung.“ „Ich bin nicht das Auto, das ich fahre.“ Hier hilft mir wirklich Meditation. Sie hilft mir, einen Ort zu schaffen, an dem ich mitbekomme, was geschieht und wie ich mich fühle. Und dann kann ich entscheiden, wie ich aktiv statt passiv darauf reagiere, und ich weiß, dass ich an dieser Stelle in Ordnung bin.
Was ich sonst noch empfehle: früher zu Bett gehen. Oder allgemeiner gesagt: Wenn du mehr und besseren Schlaf bekommst, bist du für alles im Leben besser aufgestellt - sei es ein ehrgeiziges körperliches Bestreben oder der Wunsch nach mehr Kreativität oder auch nur eine höhere Belastbarkeit, um gesund zu bleiben. Und dann beweg dich! Ob Yoga, Laufen, Radfahren, Pilates oder Dehnübungen zu Hause – jede Art der Bewegung ist für deinen Körper enorm wichtig.“
Auf welche Weise können Achtsamkeitsübungen für das Laufen und andere Formen sportlicher Übungen Vorteile bringen?
Zunächst hilft Meditation dabei, ein Bewusstsein zu entwickeln für das, was geschieht, und wie du dich fühlst. Wenn du läufst oder zu einem Wettrennen antrittst und nervös bist, kann dir Meditation helfen, deine Nerven zu beruhigen und entspannter zu sein. Und das kann auch vor einer Besprechung sein.
Wenn du einen 10-km-Lauf oder einen Halbmarathon oder mehr absolvierst, kommst du meistens an einen Punkt, an dem du dich fragst, was du da eigentlich machst - und Meditation ist hier großartig, wenn du dich mit diesem kleinen Raum vertraut machen und dich auf diesen Augenblick vorbereiten möchtest.
Darüber hinaus gibt es so viele Methoden und Möglichkeiten zu meditieren, die ich alle für unglaublich wirkungsvoll halte. Dinge zu visualisieren, kann auch sehr hilfreich sein, und diese Methode nutzen Menschen schon seit langer Zeit.
Viele Athleten visualisieren den Wettbewerb, stellen sich vor, wie sie bestimmte Chancen nutzen, selbst wenn sie gar nicht wissen, dass sie damit tatsächlich meditieren. Wenn du etwas visualisierst, dann fühlst du dich, als würde es tatsächlich geschehen. Dein Körper kennt den Unterschied zwischen Bild und echtem Leben nicht und fühlt sich daher mit der Vorstellung wohl. „Ich kann das.“ Es fühlt sich nicht unerreichbar an.
In deinen Podcasts hast du uns an deiner Reise bis ins Ziel deines Triathlons teilnehmen lassen, aber auch an deinem Kampf gegen Selbstzweifel und das Bedürfnis, die Bestätigung von deinen Mitmenschen zu bekommen. Wie schaffst du es, diese Aspekte bei dem extremen Training in ein Gleichgewicht zu bringen?
In den letzten Monaten ist mir dies tief in mir klar geworden. Ich glaube nicht, dass ich gut genug bin – und das ist etwas, das mir schon früh in meinem Leben eingepflanzt wurde. Als ich älter wurde, lernte ich, bestimmte Bedingungen zu schaffen, damit ich mich akzeptiert und geliebt fühlte. Wenn diese Bedingungen dann aus deinem Leben verschwinden und nicht mehr funktionieren, bleibt dir nichts anderes übrig, als eine neue Perspektive zu suchen.
Das geschieht unbewusst. Ich denke nicht „Ich muss mich nur zu einem Triathlon anmelden, dann werde ich auch gut genug sein.“ Aber ich erkenne, dass dies mein ganzes Leben lang ein riesiger Motivator für mich war, egal ob es darum ging, ein neues Geschäft zu starten oder einen Podcast aufzunehmen – und ein Triathlon gehört mit Sicherheit dazu. Auch meine spirituelle Reise. Zu erkennen, dass dies auf fast alles, was ich jemals gemacht habe, Einfluss hat, ist wirklich herausfordernd. Das war ein langer Prozess im letzten Jahr, nämlich alles beiseite zu legen, was ich versucht habe, um mich besser zu fühlen.
Es gibt eine wunderschöne Metapher, die das Ego als Eisblock sieht. Wenn man ihm Wärme und Sonnenschein und Liebe entgegenbringt, dann schmilzt er langsam und wird wieder zu Wasser – eine Metapher für Flow und Fließen. Wir wollen unser Ego ja nicht vollkommen loswerden – wir wollen es nicht zerstückeln –, aber wir wollen, dass es sich entspannt und wieder eins mit uns wird, damit wir in einen natürlichen Zustand des Friedens und Seins gelangen.
Im letzten Jahr habe ich mich mit der taoistischen Philosophie beschäftigt, in der es weitgehend um das Nichtstun, das Nicht-Erzwingen geht. Man denkt, das ist wirklich schön, aber das liegt so weit weg von dem, was wir wie tun. In unserer Welt geht es immer nur ums Machen. Sogar bei der Erholung geht es ums Machen.
Es ist schwer, nichts zu tun. Ich wollte immer schon mal einen Yoga-Kurs besuchen und die ganze Zeit in der Shavasana-Position ausharren [in dieser Position liegt man still auf dem Boden] – einfach nichts tun – und alle anderen um mich herum ihre Bewegungen machen zu lassen. Ich glaube, das wäre eine schöne Herausforderung.
Vor kurzem bist du Vater geworden. Wie war das für dich, das neue Familienleben mit deiner Zeit für Training und Übungen in Einklang zu bringen?
Was war wirklich schwer. Ich schätze, ich bin einfach daran gewöhnt, immer das zu tun, was ich möchte und wann ich es möchte. Auch das Leben mit einem Partner – das ist wie das stärkere Bedürfnis nach guter Kommunikation, und, nun ja, daran arbeite ich immer noch.
Ein kleines Baby hat man rund um die Uhr. Es schläft hier und da, aber dazwischen muss jemand da sein, der es hält, nach ihm sieht und es schaukelt. Natürlich liegt in den ersten Monaten die meiste Arbeit bei der Mutter und ich glaube, das muss auch so sein. Kind und Mutter brauchen diese gemeinsame Zeit. Sie ist am allerwichtigsten. Aber für die Mutter ist es viel Arbeit, auch wenn sie sie genießt und sie gerne übernimmt. Sie braucht enorm viel Energie dafür.
Für eine Frau, die zum ersten Mal Mutter wird, verändert sich das Leben massiv. Bis dahin sind sie unabhängig und berufstätig und konnten alles tun, was sie wollten und wann immer sie es wollten. Und nun richtet sich ihr ganzes Leben nach diesem neuen, unschuldigen, hilflosen Wesen.
Für einen Mann sieht das etwas anders aus und wir finden unseren Rhythmus erst ein bisschen später. Der Prozess der Neuorientierung dauert bei mir etwas länger. Mich selbst und mein Ego loszulassen und mich der Tatsache zu öffnen, dass unser Sohn nun Priorität hat, geschah nicht über Nacht. Aber ich merke, wie der Wandel sich vollzieht.
Man muss nur diese kleinen Augenblicke im Tagesverlauf finden und auch inneren Frieden. Vielleicht wollte ich eine Stunde laufen gehen und schaffe heute aber nur 30 Minuten. Reicht das? Es geht nur darum, mit dem Lebensfluss im Reinen zu sein und nichts zu erzwingen.