Während ihres Physik- und Philosophiestudiums lernte Josephine die Schattenseiten der Mode kennen, angefangen von unethischen Arbeitsbedingungen bis hin zu Umweltschäden. Sie beschloss also, nur noch in Second-Hand-Läden einzukaufen und Kleidungsstücke nicht mehr gedankenlos wegzuwerfen. „Ich bin jetzt ein viel glücklicherer Mensch“, sagt sie.
Ihre Großmutter hatte ebenfalls einen tiefgreifenden Einfluss auf sie. „Mit Blick auf Werte und Prinzipien war sie für mich immer ein Vorbild. Als ich hörte, dass sie noch Kleidungsstücke von vor 50, 60, ja sogar 70 Jahren besaß, regte mich das dazu an, mein Verhältnis zu Kleidung zu überdenken. Ich bin in einer ganz anderen Kultur groß geworden.“
Josephine wurde bald zu einer Top-Verkäuferin auf Depop, einer führenden Plattform für den Kauf und Verkauf von Second-Hand-Mode, und absolvierte während ihrer Studienzeit ein Praktikum in dem Unternehmen. Ihr fiel langsam auf, dass es keinen erschwinglichen Reparaturservice für Kleidung gab.
Nach ihrem Abschluss investierte sie ihre Ersparnisse aus den Depop-Verkäufen und dem Kellnern in die Entwicklung der App SOJO. Obwohl sie Zuschüsse erhielt, blieb sie mit Blick auf Investitionen skeptisch, da sie sich bewusst war, dass Schwarze Unternehmerinnen unverhältnismäßig wenig Finanzierung erhalten. Zwischen 2009 und 2019 gingen nur 0,02 % des Risikokapitals an Schwarze Gründerinnen.
„Diese Unterrepräsentation stellt für mich eine große Herausforderung dar. Im englischsprachigen Raum kennen alle das uralte Sprichwort ‚You cannot be what you cannot see‘ (Menschen, die keine Vorbilder haben, werden nie Vorbild sein) und ich würde mir mehr Vorbilder wünschen, zu denen ich aufschauen kann. Aber es motiviert mich auch, dieses Vorbild für andere zu werden“, erklärt Josephine.
Unterstützung fand sie bei anderen unterrepräsentierten Gründerinnen und Gründern, darunter die Mitglieder ihrer Mentoring-Gruppe für Schwarze Gründerinnen, diverse Investoren und die Google Black Founders Fund Community. „Diese Reise kann so einsam sein, aber der Zusammenhalt und die gemeinsamen Erfahrungen helfen einem wirklich weiter.“